
Bundestagswahl 2025: Acht Fragen an Maik Behschad, CDU
Die mittendrin-Serie mit Kassels Kandidatinnen und Kandidaten zur Bundestagswahl am 23. Februar.
Welche politischen Ziele halten sie für die kommende Legislaturperiode als unverzichtbar und warum?
Es wird ja oft bemängelt, dass in der Politik keine Fachleute seien. Ich bin Zahnarzt, ehrenamtlich Vizepräsident der Landeszahnärztekammer Hessen und Mitglied im Vorstand der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung. Deshalb werde ich mich als Sachpolitiker um Gesundheitsversorgung und Gesundheitspolitik kümmern. Nicht jeder Wahlkreisabgeordneter muss Fachmann für alle Themen sein. Als Zahnarzt kennen ich mich auch mit dem Bürokratiewahnsinn aus. Als ich Arzt anfing, habe ich einmal im Jahr eine Röntgenunterweisung erledigen müssen. Heute muss ich 982 Verordnungen und Gesetze beachten. Ich kenne die Zahl auswendig. Früher habe ich 99,9 Prozent der Zeit für die Patienten da sein können. Heute bin ich zu 25 Prozent mit Papierkram beschäftigt. Das muss sich ändern. Auch, damit wieder mehr in die nordhessische Wirtschaft investiert wird, Handwerk und Industrie Arbeitsplätze schaffen und Steuern in der Region bezahlen.
Wie möchten Sie dabei sicherstellen, dass Ihr Wahlkreis von den bundespolitischen Entscheidungen profitiert?
Außerhalb der Sitzungswochen wäre ich in Kassel und hier bei Veranstaltungen, beim Einkaufen oder auch Besuchen von Vereinen, Firmen und Verbänden vor Ort. Zuhören, Urteilen und dann Handeln. Das ist meine Maxim. Besonders die nordhessische Wirtschaft braucht Kontakte nach Berlin und ich kann als Abgeordneter auch dafür sorgen, dass Fördergelder in die Region fließen und die Arbeit der Kommunen entlasten.
Was bedeutet der Wahlkreis Kassel für Sie persönlich? Gibt es eine besondere Geschichte, die Sie mit der Region verbinden?
Ich habe gerade meine Zahnarztpraxis an einen syrischen Zahnarztkollegen verkauft. Er ist ein Paradebeispiel für Integration. Ich konnte ihm helfen, dass seine Qualifikation hier anerkannt wurde und er jetzt mit dazu beitragen kann, die gesundheitliche Grundversorgung in der Region zu sichern. Die Menschen in Nordhessen haben vielfach in ihren Familien eigene Migrations- und Fluchterfahrungen, etwas nach dem 2. Weltkrieg oder wie ich mit meiner Familie. Die Region hat ein großes Integrationspotential und kann Heimat werden, etwa auch durch die Volksfeste, Kultur- und Sportvereine.
Die Wahlbeteiligung ist ein wichtiges Thema. Wie wollen Sie vor allem junge Leute und potenzielle Nichtwähler*innen motivieren, an der Wahl teilzunehmen?
Ich habe den letzten Wochen viele persönliche Gespräche geführt, auch in Schulen. Junge Leute wollen über politische Entscheidungswege informiert werden und sicher sein, dass die Politiker sich um die Zukunftsthemen auch mit Leidenschaft kümmern. Nichtwählern sage ich: Schaut in die USA. Dann seht ihr, wie schnell sich Politik in eine radikal andere Richtung entwickeln kann, mit Auswirkungen auf das persönliche Leben, einer Beschneidung von Freiheit und Sicherheit. Ein Land mit einer AfD oder BSW-Mehrheit wäre ein anderes Land. Ein Land, in dem ich nicht leben will.
Welche Rolle spielt für Sie politische Kompromissbereitschaft, wo ziehen Sie die Grenzen davon?
Der Kompromiss ist die Königsklasse der Entscheidungen. Das kennen wir doch alle aus unserem privaten Umfeld. Wenn über das Urlaubsziel debattiert wird, muss aus unterschiedlichen und begründeten Meinungen eine Entscheidung gefällt werden, mit denen alle gut leben können. Grenzen sind bei einer Selbstaufgabe von Überzeugungen. Für mich steht fest: Mit Feinden der Demokratie gehe ich politisch keine Kompromisse ein, etwa mit der AfD.
Gibt es ein Erlebnis aus Ihrer Kindheit oder Jugend, dass Ihre politische Haltung geprägt hat?
Ich habe erlebt, dass Geschichte nicht einfach da ist, sondern gemacht wird. Durch mutige Menschen, die sich für Freiheit engagieren und für Demokratie ihr Leben auf Spiel setzen. Ich habe erlebt, wie Menschen Sehnsucht nach Demokratie hatten und will sie deshalb heute verteidigen. Ich habe erlebt, wie Frieden nach dem Kalten Krieg nicht durch Sprücheklopfer im Trump-Stil, sondern durch Verhandler wie Gorbatschow, Brandt, Bush, Kohl und Genscher möglich wurde, weil sie über Partei- und Ideologiegrenzen denken konnten.
Wenn Sie einem politischen Vorbild aus der Geschichte eine Frage stellen könnten, wer wäre es, und was würden Sie fragen?
Ich würde Helmut Kohl fragen, wie es war, als Weltpolitik und z.B. die Wiedervereinigung, noch ohne Social Media, WhatsApp und Mails gestaltet wurde und ich wäre gespannt, wie er sich da heute bewegen würde. Ich persönlich glaube, dass die Verfügbarkeit von Informationen in Echtzeit nicht nur Vorteile hat. Früher passierte etwas und man hat abends in der „Tagesschau“ von Ereignis und auch den Auswirkungen, vielleicht sogar von den Lösungen des Problems erfahren. Heute füllen Medien und Social Media in Ermangelung an Fakten die Zeit mit Vermutungen, Theorien und oft Fakenews. Das sorgt für Stress und das Gefühl, dass permanent etwas Negatives passiert. Das ist aber gar nicht so.
Stellen Sie sich vor: Wir schreiben das Jahr 2029. Ihre Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu und es wird ein Blick auf ihre Arbeit im Bundestag geworfen. Mit welchem Wort oder Satz sollte diese aus ihrer Sicht beschrieben werden?
Er hat Kassel gut in Berlin vertreten und Berliner Politik gut in Kassel ins Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern gebracht.

Maik Behschad, CDU, Foto: Maik Behschad
21.02.2025
Wahl-O-Mat
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat auch zur diesjährigen Bundestagswahl den Wahl-O-Mat veröffentlicht. Alle 29 Parteien, die zur Wahl antreten, haben die 38 Wahl-O-Mat-Thesen beantwortet. Das Online-Tool ermöglicht den Vergleich eigener politischen Standpunkte mit den Antworten der Parteien. Es handelt sich jedoch um keine Wahlempfehlung, sondern dient lediglich als Informationsangebot über Wahlen und Politik. Er soll die politische Meinungsbildung unterstützen, ersetzt aber nicht die ausführliche Auseinandersetzung mit den Programmen und Kandidierenden der Parteien.
>>Hier geht’s zu Maik Behschads Webseite
>>Hier gehts’s zum Podcast des Radyo Kassel mit Maik Behschad
Hier geht’s zu den anderen Kandidierenden:
Boris Mijatovic, Bündis 90/Die Grünen