
Bundestagswahl 2025: Acht Fragen an Violetta Bock, Die Linke
Die mittendrin-Serie mit Kassels Kandidatinnen und Kandidaten zur Bundestagswahl am 23. Februar.
Welche politischen Ziele halten sie für die kommende Legislaturperiode als unverzichtbar und warum?
Soziale Gerechtigkeit! Und das heißt nicht als Plakatslogan, sondern ganz konkret eine Umverteilung von Vermögen. Wir leben in einer Zeit verschränkter Krisen. Die Ungleichheit hat sich verschärft. Während wenige immer reicher werden, wissen immer mehr nicht, wie sie über den Monat kommen sollen. Wir wollen Milliardäre abschaffen, u.a. durch Einführung einer Vermögensabgabe und einer progressiven Erbschaftssteuer. Gleichzeitig müssen wir diejenigen, die arbeiten oder erwerbslos sind, entlasten und die Lebenshaltungskosten senken durch einen Mietendeckel, kostenlose Bildung und Gesundheitsversorgung, Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel.
Die internationale Lage spitzt sich weiter zu. Wir wollen friedenstüchtig werden, statt immer mehr Milliarden in Aufrüstung zu stecken. Wir fordern den Stopp von Waffenexporten, Rückzug der Bundeswehr aus Auslandseinsätzen.
Die Klimakatastrophe schreitet weiter voran und die nächsten Jahre sind entscheidend. Wir treten an der Seite der Beschäftigten, der Klimabewegung und den Sozialverbänden für Klimagerechtigkeit ein. Für die notwendigen Investitionen muss die Schuldenbremse gestrichen werden. Stattdessen brauchen wir einen Klimatransformationsfonds und eine Demokratisierung der Wirtschaft.
Grundsätzlich wird es angesichts der derzeitigen Ausgangslage darum gehen, grundsätzlich Rechte, wie das Asylrecht, zu verteidigen, Angriffe auf Sozialleistungen und Arbeitszeiten abzuwehren und eine Perspektive nach vorn zu schaffen, in der Mensch und Umwelt im Zentrum stehen.
Wie möchten Sie dabei sicherstellen, dass Ihr Wahlkreis von den bundespolitischen Entscheidungen profitiert?
Wir setzen uns für eine gerechtere Mittelverteilung ein, um Regionen wie Kassel gezielt zu stärken. Wenn die Kommunen besser ausgestatte sind, profitiert auch Kassel davon. Vor Ort wissen wir, was alles nötig ist, aber dafür müssen Mittel bereitstehen und politische Rahmenbedingungen verbessert werden. Ich trete an, um die Themen vor Ort in den Bundestag zu tragen.
Was bedeutet der Wahlkreis Kassel für Sie persönlich? Gibt es eine besondere Geschichte, die Sie mit der Region verbinden?
Sehr viele. Ich lebe sehr gerne in Kassel und schätze die Vielfalt. Wir haben von allem ein Bisschen was, von Uni bis Industrie bis zur vielfältigen Kulturszene. Es sind die konkreten Menschen und Geschichten, die mich mit dem Wahlkreis verbinden und die ich kennen lernen durfte, sei es beim Kampf für den Ausbau des ÖPNV, gegen den Abriss von Wohngebäuden oder für mehr Kitaplätze. Aber ich verbinde mit der Region auch den Mord an Halit Yozgat und Walter Lübcke, die uns immer mahnen sollten, gegenzuhalten, wenn faschistische Kräfte an Boden gewinnen.
Die Wahlbeteiligung ist ein wichtiges Thema. Wie wollen Sie vor allem junge Leute und potenzielle Nichtwähler*innen motivieren, an der Wahl teilzunehmen?
Wir haben Heidi. Sie zeigt auf social media, wie man Politik einfach erklärt und Menschen ermutigt selbst aktiv zu werden und diese Gesellschaft mitzugestalten. Wir wollen sie erreichen, indem wir zuhören. Daher haben wir viele Haustürgespräche durchgeführt, um die Themen zu identifizieren, an denen wir gemeinsam etwas verändern wollen. Wir unterstützen Demonstrationen und sind auf der Straße präsent und es ist einfach auch bei uns direkt mitzumachen. Unser Anspruch ist etwas zu verändern und Politik anders zu machen.
Wir sind außerdem für die Einführung eines Wahlrechts ab 16 Jahren, mehr politische Bildung an Schulen und Universitäten, direkte Einbindung junger Menschen in politische Entscheidungsprozesse.
Welche Rolle spielt für Sie politische Kompromissbereitschaft, wo ziehen Sie die Grenzen davon?
Kompromisse sind notwendig, dürfen aber nicht auf Kosten sozialer Gerechtigkeit oder Menschenrechte gehen. Wir lehnen Kürzungen im Sozialbereich, Militarisierung oder Privatisierungen strikt ab. Die zunehmende Konzentration von Vermögen in wenigen Händen sowie der Rechtsruck in der Gesellschaft erfordern klare linke Gegenmaßnahmen.
Gibt es ein Erlebnis aus Ihrer Kindheit oder Jugend, dass Ihre politische Haltung geprägt hat?
Demonstrationen gegen den Irakkrieg und gegen Rechts sind einige der ersten politischen Ereignisse, an die ich mich erinnere. Auch in meiner Familie wurde viel über Politik diskutiert. Schon früh habe ich wahrgenommen, dass die internationale Ungleichheit zu groß ist, und dies hat meinen politischen Werdegang geprägt.
Wenn Sie einem politischen Vorbild aus der Geschichte eine Frage stellen könnten, wer wäre es, und was würden Sie fragen?
Mein politisches Vorbild ist Clara Zetkin, Frauenrechtlerin und klare Kriegsgegnerin, die früh vor den Gefahren des Faschismus warnte. Ich würde sie fragen: „Welche Strategien halten Sie für die wirksamsten, um in Zeiten eines gesellschaftlichen Rechtsrucks für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen und eine demokratische, sozialistische Perspektive aufzubauen?“
Stellen Sie sich vor: Wir schreiben das Jahr 2029. Ihre Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu und es wird ein Blick auf ihre Arbeit im Bundestag geworfen. Mit welchem Wort oder Satz sollte diese aus ihrer Sicht beschrieben werden?
radikal sozial – auch nach der Wahl.

Violetta Bock, Die Linke, Foto: Bea Wagner
21.02.2025
Wahl-O-Mat
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat auch zur diesjährigen Bundestagswahl den Wahl-O-Mat veröffentlicht. Alle 29 Parteien, die zur Wahl antreten, haben die 38 Wahl-O-Mat-Thesen beantwortet. Das Online-Tool ermöglicht den Vergleich eigener politischen Standpunkte mit den Antworten der Parteien. Es handelt sich jedoch um keine Wahlempfehlung, sondern dient lediglich als Informationsangebot über Wahlen und Politik. Er soll die politische Meinungsbildung unterstützen, ersetzt aber nicht die ausführliche Auseinandersetzung mit den Programmen und Kandidierenden der Parteien.
>>Hier geht’s zu Violetta Bocks Webseite
>>Hier gehts’s zum Podcast des Radyo Kassel mit Violetta Bock
Hier geht’s zu den anderen Kandidierenden:
Boris Mijatovic, Bündis 90/Die Grünen