
Fachkräfte von morgen
Die Kasseler Denkanstöße 2025 zeigen wie die inklusive duale Ausbildung für Menschen mit Behinderung gelingt.
Stellen wir uns eine junge Frau mit besonderem Förderbedarf vor: Sie hat Schwierigkeiten in der Regelschule und verliert zunehmend die Lust am Lernen. Doch sie arbeitet gerne mit Holz – liebt das Sägen, Fräsen und Leimen. An eine reguläre Ausbildung ist jedoch kaum zu denken. Das Berufsbildungswerk Nordhessen (BBW) bietet vielfältige Lösungsansätze. Hier können junge Menschen mit besonderem Förderbedarf, Benachteiligung, psychischer Erkrankung oder Behinderung ihren eigenen Weg ins Berufsleben finden. Damit dies gelingt, arbeiten verschiedene Akteure zusammen.
Daher fand im Neubau des BBW in der Sickingenstraße die diesjährige Veranstaltung „Kasseler Denkanstöße“ des BBW Nordhessen statt. Unter dem Titel „Die Zukunft inklusiv gestalten“ stand die duale Berufsausbildung von Menschen mit Behinderungen und besonderem Förderbedarf im Fokus sowie die Möglichkeiten, die sich durch die Nutzung von künstlicher Intelligenz ergeben. Die Veranstaltung richtete sich an Beteiligte aus der Berufsausbildung, darunter Betriebe, Arbeitsagenturen, IHK, HWK sowie Institutionen der AG Inklusion Übergang Schule-Beruf und dem Landkreis Kassel. Zentrale Zukunftsthemen – die Veranstaltung war bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Unter dem Titel „Die Zukunft inklusiv gestalten“ stand die duale Berufsausbildung von Menschen mit Behinderungen und besonderem Förderbedarf im Fokus der Kasseler Denkanstöße. Foto: Bathildisheim e.V.
Christine Sauer, Leiterin des BBW, erläuterte zu Beginn die Wichtigkeit der Berufsbildungswerke: „Die Jugendlichen wissen oft nicht, was sie werden wollen, und sind auf der Suche nach Orientierung.“ Karola Vahland, Schulleiterin der Schule am Schillertor, ergänzte: „Wir haben andere Ressourcen wie etwa kleine Klassengrößen und professionalisierte Lehrkräfte. Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt.“
Mit einem Impulsvortrag eröffnete Dr. Christoph Metzler vom Institut der Deutschen Wirtschaft aus Köln das Event und ging auf die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in der Ausbildung ein. Unter dem Titel „Menschen mit Behinderung als Nachwuchskräfte für Unternehmen – zwischen Digitalisierung und Tradition“ stellte er praxisnahe Beispiele vor, die sowohl Potenziale als auch Risiken der digitalen Transformation zeigten. Im Anschluss folgte ein Vortrag von Natalja Franz von der IHK Kassel-Marburg, die Möglichkeiten der beruflichen Bildung für Menschen mit Behinderung in Nordhessen aufzeigte und in einer offenen Diskussion die Chancen für Unternehmen und Auszubildende erörterte.
Während eines Gallery Walks konnten sich die etwa 60 Gäste über verschiedene Themen informieren. Diese reichten von fachpraktischen Lösungen und betrieblichen Phasen der Ausbildung bis hin zu den Gelingensbedingungen in der Berufsschule und den Auswirkungen von KI auf die Ausbildung. Der anschließende Workshop, geleitet von Sabrina Wolf, Nils Bach und Lidia Garoscio von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke e.V. aus Berlin, beschäftigte sich mit den Möglichkeiten von KI-Tools für mehr berufliche Teilhabe und zeigte: Die Möglichkeiten sind groß – man muss sie nutzen und wissen, wie.
Christine Sauer resümiert abschließend: „Wir sind gespannt, wie wir die Möglichkeiten von KI zukünftig in die Ausbildung integrieren können.

(v.l.) Silke Gersbeck, BBW Nordhessen; Natalia Franz, Referentin IHK Kassel-Marburg, Christine Sauer, Leiterin BBW Nordhessen; Karola Vahland, Schulleiterin Schule am Schillertor; Thomas Korte, Moderation; Dr. Christoph Metzler, Referent Institut der dt. Wirtschaft; Lidia Garoscia, Nils Bach und Sabrina Wolf, Referenten der BAG Berlin. Foto: Bathildisheim e.V.
Das in Trägerschaft des Bathildisheim e.V.
arbeitende Berufsbildungswerk (BBW) Nordhessen eröffnet jungen Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder besonderem Förderbedarf neue Perspektiven. Eine Ausbildung wird in über 20 Berufen angeboten. Gemeinsames Ziel ist die Integration der Auszubildenden in den Arbeitsmarkt. Erfahrene Ausbilder:innen, unterstützt durch das Team des pädagogischen und medizinischen Fachdienstes, begleiten bei Bedarf auf dem Weg in den Beruf. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, in der Nähe des BBW betreut von Fachkräften zu leben.
Die Berufsschule Schule am Schillertor arbeitet Hand in Hand mit dem BBW, um jungen Menschen die bestmögliche Förderung zukommen zu lassen.
Weitere Informationen unter: www.bbw-nordhessen.de