Transformationsplan Fernwärme vorgestellt
Mit dem am 11. Februar 2025 vorgestellten “Transformationsplan Fernwärme” legt die Städtische Werke Energie + Wärme GmbH (EWG) den Fahrplan für den Fernwärme-Netzausbau im Kasseler Stadtgebiet und damit für eine klimaneutrale Wärmeversorgung vor. Die im Transformationsplan enthaltenen Fernwärme-Ausbaugebiete fließen direkt in die kommunale Wärmeplanung der Stadt Kassel ein.
„Unternehmer wie auch Hauseigentümer brauchen Verlässlichkeit und Planungssicherheit, um gute Entscheidungen treffen zu können. Mit Transformationsplan und kommunaler Wärmeplanung schaffen wir – Stadtverwaltung und EWG im Schulterschluss – diese Grundlage“, betont Oberbürgermeister Sven Schoeller und ergänzt, „die kommunale Wärmeplanung ist für uns nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Chance für unsere Stadt. Eine richtungsweisende Wärmeplanung ist ein echter Standortvorteil, denn eine unabhängige, lokale und klimaneutrale Energieversorgung ist auf Dauer günstiger und zieht Unternehmen an.“
Auch für Carsten Harkner, Vorsitzender der Geschäftsführung der EWG und Vorstandsvorsitzender der Städtische Werke AG, ist es wichtig, Kundinnen und Kunden der Städtischen Werke so früh wie möglich Planungssicherheit zu geben. „Deshalb haben wir uns frühzeitig mit der Analyse beschäftigt und legen bereits 1 ½ Jahre vor Fristende unseren Plan vor. Das bestehende Fernwärmenetz soll kontinuierlich verdichtet und sukzessive neue Gebiete erschlossen werden. Im Ergebnis streben wir an, statt bisher rund 20.000 Haushalte langfristig bis zu 45.000 Haushalte in Kassel an die Fernwärme anzuschließen“, unterstreicht Harkner.
Parallel zum Ausbau des Fernwärmenetzes wird die Fernwärmeerzeugung dekarbonisiert. Dafür wird die Wärme aus der Abfall-verbrennung im MHKW genutzt und künftig durch Fernwärme ergänzt, die weitestgehend aus der Klärschlamm- und Holzverbrennung stammen wird. „Die begrenzte Verfügbarkeit von Energie während der Energiekrise hat unsere Importabhängigkeit vom Energieträger Gas aufgezeigt und die Bedeutung von Versorgungssicherheit neu definiert. Aus dieser Zeit haben wir gelernt: Echte Versorgungssicherheit ist nur dann gewährleistet, wenn wir uns unabhängig von Importen machen und unsere Erzeugung entsprechend umbauen. Deshalb verbindet unser heute vorgelegter Transformationsplan in idealer Weise sichere, lokale Wärmeversorgung und Klimaschutz“, erklärt Carsten Harkner die Bedeutung des Transformationsplans.
Mit der Veröffentlichung des Transformationsplans erfüllt die EWG gleichzeitig ihre gesetzliche Pflicht nach dem Wärmeplanungsgesetz, wonach Betreiber von Fernwärmenetzen einen Wärmenetzausbau- und Dekarbonisierungsplan erstellen müssen. Ausgehend von einer Bestandsanalyse der Erzeugungs- und Abwärmepotenziale hat die EWG auf Basis des künftig zu erwartenden Fernwärmeabsatzes die wirtschaftliche Entwicklung des Fernwärmenetzes und des Erzeugungsparks geplant. Danach setzt Kassel künftig auf eine Vielzahl von Anlagen zur nachhaltigen Strom- und Wärmeerzeugung, darunter ein kohlefreies Fernwärme-Kraftwerk, das Müllheizkraftwerk, Großwärmepumpen und Wärmegroßspeicher.
Dr. Gudrun Stieglitz, Geschäftsführerin der EWG, führt dazu weiter aus: „Neben der Transformation unserer Kraftwerke wollen wir durch Verdichtung und Ausbau des Wärmenetzes die Fernwärmeversorgung in Kassel von heute 20 Prozent auf künftig 40 Prozent erhöhen. Konkret bedeutet dies, dass die Anschlussleistung von heute 457 MW auf 637 MW gesteigert und die Trassenlänge von heute 180 Kilometer auf 280 Kilometer ausgebaut werden soll. Die entsprechenden Ausbaugebiete haben wir im Transformationsplan jahresscharf geplant, um Kasseler Interessenten, da wo es möglich ist, ein Angebot für den Anschluss an das Fernwärmenetz zu machen.“
Interessenten und Kunden der Städtische Werke AG finden diese Ausbaugebiete bereits online und können dort straßenscharf einsehen, in welchem Jahr ein Ausbau geplant ist. Verdichtungen im Innenstadtgebiet sind durch das bereits bestehende Netz grundsätzlich jederzeit möglich.
Insgesamt ist für den Umbau der Erzeugung ein hohes Investitionsvolumen nötig. Rund 670 Mio. Euro sind für den Netzausbau und die Transformation der Erzeugung geplant; ca. 280 Mio. Euro sollen zudem in das MHKW investiert werden. Auch dafür ist der vorgelegte Trans-formationsplan wichtig. Denn sobald dieser durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bestätigt wird, sind die Umbaumaßnahmen förderfähig. Sobald die Bestätigung des Transformations-plans durch das BAFA vorliegt, erfolgt eine Schärfung und Konkretisierung der Vorhaben in einzelnen Maßnahmenplänen für jeweils fünf Jahre.
Die Stadt Kassel, deren Wärmeplanung bis Mitte nächsten Jahres vorliegen wird, durchläuft fünf Phasen: Eignungsprüfung, Bestands-, Potenzialanalyse, Zielszenario und Umsetzungsstrategie.
Stadtklimarätin Simone Fedderke unterstreicht: „Zeitgleich arbeiten wir an unserer kommunalen Wärmeplanung diese soll langfristig den Energieverbrauch senken, erneuerbare Energien fördern und CO2-Emissionen reduzieren. Darüber hinaus gibt sie Planungssicherheit für öffentliche und private Investitionen in die Wärmeversorgung. Damit bietet die Wärmeplanung ebenso Möglichkeiten für lokale Wertschöpfung, wie auch sinnvolle Synergien beim Infrastrukturausbau.“
Nach dem Wärmeplanungsgesetz besteht die Pflicht zur Aufstellung einer kommunalen Wärmeplanung bis zum 30. Juni 2026 für Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnenden. Ziel ist es, verbindliche Grundlagen für die Umstellung der Wärmeversorgung auf Treibhausgasneutralität zu schaffen und so zur Erreichung der bundesgesetzlichen Klimaschutzziele bis 2045 beizutragen.
12.02.2025
Pressemeldung:
Städtische Werke Energie + Wärme