Zehn Fragen an Violetta Bock, Die Linke
Die mittendrin-Serie mit Kassels Kandidatinnen und Kandidaten zur Hessisschen Landtagswahl am 8. Oktober.
Wie beschreiben Sie Ihre Vision für Hessen?
Hessen als Bundesland in der Mitte Deutschlands wird pulsierendes Zentrum für den Kampf um eine andere Gesellschaft. Die Transformation wird von den Beschäftigten ausgedacht, die Investitionen aus Sicht der Kommunen, die Bildungspolitik aus Sicht der Kinder und Schüler*innen und die Wohnungspolitik aus Sicht der Mieter*innen. Gegenüber dem Bund stellt sich Hessen schützend vor die Menschen, die durch die Armuts- und Abschiebepolitik des Bundes bedroht sind. Kurz: Hessen wird vom Kopf auf die Füße gestellt.
Wo sehen Sie in Hessen und in ihrem Wahlkreis die drängendsten Probleme, die es anzupacken gilt?
Dass jedes vierte Kind in Armut aufwächst, immer mehr Rentner*innen Flaschen sammeln müssen, bezahlbarer Wohnraum Mangelware ist und Rassismus zunimmt.
Was wird Ihr Herzensprojekt im Landtag sein?
Mein Herzensprojekt ist den Landtag den Menschen zur Verfügung zu stellen. Wesentlich finde ich dafür Politik vor Ort erlebbar zu machen und Prozesse zu demokratisieren. Viel zu oft sagen Menschen, sie haben mit Politik nichts zu tun, obwohl sie täglich mit den Bedingungen kämpfen, die von der Politik geschaffen werden.
Gerade läuft der Wahlkampf auf Hochtouren. Was war die bislang für Sie bewegendste Begegnung mit Menschen in Ihrem Wahlkreis?
Es gibt sehr viele, gerade wenn man sieht, wie viele sich für die gemeinsame Sache täglich voller Energie und Leidenschaft reinhängen. Ein bewegender Moment war bei unserer Spielplatztour in der Nordstadt, als ein Mädchen aus der Grundschule erzählte, sie will mal Oberbürgermeisterin werden und mit dem Lautsprecher auf den Spielplätzen die Nachbarschaft zusammen trommeln, um für bessere Spielplätze zu sorgen.
Haben Sie in Ihrem Wahlkreis einen Lieblingsort? Welchen?
Immer noch die Rothe Ecke in Rothenditmold, wo ich wohne.
Was war im bisherigen Wahlkampf ihr heiterster oder Moment? Oder auch der skurrilste.
Skurril finde ich immer wieder die Situation bei Podiumsdiskussionen, wenn alle von Investitionen in die Bildung sprechen und man sich fragt, wer hat eigentlich die letzten Jahre regiert.
So ein Wahlkampf ist eine große Herausforderung. Wie und wo tanken Sie Energie?
Aus dem gemeinsamen Zusammenkommen, Pläne schmieden und wenn man merkt, dass es konkret Erfolge gibt. In einem Quartier, wo wir beim Aufbau einer Mietergemeinschaft unterstützt haben, ist nun endlich der Dachdecker gekommen.
Welche Persönlichkeiten oder Erlebnisse haben Sie entscheidend beeinflusst, um politisch aktiv zu werden?
Meine Eltern, meine Freund*innen, historische Vorbilder wie Clara Zetkin, eine Basisgewerkschaft, die ich in den USA kennen lernen durfte, Auslandsaufenthalte bei denen ich Menschen kennen lernte, die an den verschiedensten Orten weltweit für das Ziel einer gerechten Welt jenseits des Kapitalismus kämpfen.
Stellen Sie sich vor: Sie holen am 8. Oktober tatsächlich das Direktmandat oder ziehen über die Landesliste in den Landtag ein. Bei welchem Song schweben Sie tanzenderweise ein paar Zentimeter über dem Boden oder rocken Luftgitarre spielend die Tanzfläche?
Rio Reiser, König von Deutschland
Machen wir keine kleine Zeitreise: Wir schreiben das Jahr 2029. Ihre erste Legislaturperiode neigt sich dem Ende. Welches Resümee zu Ihrer Arbeit im Landtag möchten Sie gern in der Zeitung lesen?
Violetta Bock hat es geschafft, ihren Beitrag zu leisten ihrer Vision für ein linkes Hessen näher zu kommen. An vielen Orten wird mit sozialistischer Praxis experimentiert. Ganz konkret würde ich mich freuen, wenn es einen hessischen Mindestlohn gibt, der über dem des Bundes liegt, wir eine hessische Bauhütte aufgebaut haben, die Wohnungen von und für die Menschen in Hessen schafft und wir mit starken Gewerkschaften eine wirkliche Tariftreue in Hessen durchsetzen konnten.
02.10.2023
Ihr erster Test zur Landtagswahl:
Wahl-O-Mat
Die Bundeszentrale hat zusammen mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung wieder den Wahl-O-Mat an den Start gebracht. Alle 21 Parteien und Wählergruppen, die mit einer Landesliste zur Wahl antreten, haben die 38 Wahl-O-Mat-Thesen beantwortet.
Jede und jeder kann über dieses Online-Angebot seine eigenen Standpunkte mit den Antworten der Parteien vergleichen. Wichtig: Der Wahl-O-Mat ist keine Wahlempfehlung, sondern ein Informationsangebot über Wahlen und Politik. Er ersetzt keinesfalls eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Positionen der Parteien sowie deren Kandidatinnen und Kandidaten.