Regional, fair und bio
Von Beate Fischer
Solidarische Landwirtschaft im Vorderen Westen
Einmal in der Woche freut sich Gina über die Fülle an frischem Gemüse, das sie an einem Depot an der Wilhelmshöher Allee abholt. Am Morgen noch wurde das Gemüse auf dem Feld in Escherode geerntet, am Nachmittag ist es bereits ausgeliefert. Das Gemüse ist so frisch wie aus dem eigenen Garten. Sie schätzt dabei nicht nur die Frische, sondern auch die Vielfalt, die sie im Supermarkt so nicht findet: Asiasalat, seltene Tomatensorten, Mangold, Ringelbeete, Postelein und Zuckerhut sorgen für leckeres und abwechslungsreiches Essen auf ihrem Tisch.
Gina gehört zu den über 60 Mitgliedern der Solidarischen Landwirtschaft, kurz Solawi genannt, die im Vorderen Westen Gemüse von der Gärtnerei „Wurzelwerk“ in Escherode und der Gärtnerei „Rote Rübe“ in Kaufungen beziehen. Auch frische Bio-Eier sowie Honig und Aufstriche sind über die Solawi erhältlich. Die Grundidee der Solidarischen Landwirtschaft ist einfach: Nicht die einzelnen Lebensmittel werden finanziert, sondern der gesamte Betrieb. Die Lebensmittel werden dabei nicht länger über einen anonymen Markt vertrieben, sondern über einen eigenen Wirtschaftskreislauf. Dieser entsteht, indem sich Verbraucherinnen und Verbraucher zusammenschließen und die Kosten für einen oder mehrere Betriebe übernehmen. Sie zahlen einen festen monatlichen Beitrag und im Gegenzug erhalten sie die gesamte Ernte der Betriebe im Laufe des Jahres ausgeliefert. Der Wirtschaftskreislauf wird dadurch unterstützt, dass die Produkte über Depots ausgeliefert werden und kaum Vertriebskosten anfallen. Das Solawi-Prinzip erlaubt damit den teilnehmenden Betrieben, viel Handarbeit einzusetzen und beispielsweise mit Unterstützung von Pferden zu arbeiten, um die Natur zu bewahren und den Boden zu schonen.
Zukunftsfähige Landwirtschaft in Nordhessen
Im Vorderen Westen gibt es die Solidarische Landwirtschaft seit fast zehn Jahren. An Depots in der Friedrich-Ebert- und in der Kölnischen Straße sowie in der Wilhelmshöher Allee können die Mitglieder ihre Produkte abholen. Mittlerweile sind die Kapazitäten ausgeschöpft, und für Interessenten gibt es leider Wartezeiten. Um neue Betriebe in den Wirtschaftskreislauf einzubinden und damit mehr Mitglieder mit frischen, regionalen und saisonalen Produkten versorgen zu können, benötigt die Solawi neue Depots. Gesucht werden trockene und ungeheizte Räume. Ideal sind gut zugängliche, bisher wenig genutzte und möglichst frostfreie Keller, Schuppen oder Garagen. Über Angebote und Hinweise freuen sich die Mitglieder der Solidarischen Landwirtschaft Kassel und Umgebung, um einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Landwirtschaft in Nordhessen weiter den Weg zu ebnen.
Solidarische Landwirtschaft Kassel & Umgebung e.V.
Christine Rüther
Tel. 05605-80 07 37
info@solawi-kassel.de
www.solawi-kassel.de
Schonende Bodenbearbeitung durch den Einsatz von Pferden.
Gelände der Gärtnerei Wurzelwerk in Escherode.
Beate Fischer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kassel und seit fünf Jahren ehrenamtlich engagiert in der Solidarischen Landwirtschaft Kassel & Umgebung e.V.