
Bundestagswahl 2025: Acht Fragen an Timo Scharf, Volt
Die mittendrin-Serie mit Kassels Kandidatinnen und Kandidaten zur Bundestagswahl am 23. Februar.
Welche politischen Ziele halten Sie für die kommende Legislaturperiode als unverzichtbar und warum?
Mein Fokus liegt auf drei zentralen Themen: Kinderrechte, Bildungsgerechtigkeit und Pflege.
- Kinderrechte ins Grundgesetz: Jedes Kind muss das Recht auf Schutz, Sicherheit und faire Chancen haben. Ich setze mich dafür ein, diese Rechte endlich fest zu verankern.
- Chancengerechte Bildung: Der Bildungserfolg darf nicht von der sozialen Herkunft abhängen. Ich kämpfe für bessere Ausstattung von Schulen, kostenlose Lernmittel und mehr Unterstützung für Schüler:innen aus finanziell schwachen Familien.
- Bessere Pflegebedingungen: Als Intensivpfleger sehe ich täglich die Probleme im Gesundheitssystem. Ich will eine bessere Personalausstattung, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte.
Diese Themen sind entscheidend für eine gerechtere Gesellschaft und die Zukunft unseres Landes.
Wie möchten Sie dabei sicherstellen, dass Ihr Wahlkreis von den bundespolitischen Entscheidungen profitiert?
Ich werde als direkt gewählter Vertreter die Anliegen der Menschen aus Kassel aktiv in Berlin einbringen. Dazu gehört regelmäßiger Austausch mit Bürger und Bürgerinnen, Organisationen und Unternehmen vor Ort. Besonders in der Pflege und Bildung kann Kassel von bundesweiten Reformen profitieren – etwa durch bessere Finanzierung von Schulen und die Stärkung von Pflegeeinrichtungen. Zudem setze ich mich für mehr Unterstützung für einkommensschwache Familien ein, um soziale Ungleichheiten auch auf lokaler Ebene abzubauen.
Was bedeutet der Wahlkreis Kassel für Sie persönlich? Gibt es eine besondere Geschichte, die Sie mit der Region verbinden?
Kassel ist für mich der Ort, an dem ich dass erste Mal beim Jugendamt in einer Inobhutnahme lebte (2016) und der Ort an dem ich nach meiner Ausbildung (2024) einen Neuanfang gewagt habe. Ich bin hierhergezogen, um als Pflegefachkraft auf einer Intensivstation zu arbeiten, und habe Kassel schnell als meine neue Heimat schätzen gelernt. Hier habe ich nicht nur meinen Beruf gefunden, sondern auch ein sicheres Zuhause mit meiner Freundin geschaffen. Kassel steht für mich für Chancen, Gemeinschaft und Engagement. Ich möchte mich politisch dafür einsetzen, dass alle Menschen in Kassel diese Chancen bekommen – unabhängig von ihrer Herkunft oder sozialen Lage.
Die Wahlbeteiligung ist ein wichtiges Thema. Wie wollen Sie vor allem junge Leute und potenzielle Nichtwähler:innen motivieren, an der Wahl teilzunehmen?
Viele junge Menschen fühlen sich von der Politik nicht ernst genommen. Ich möchte Politik greifbar machen, indem ich direkt mit ihnen ins Gespräch komme – auf Social Media, in Schulen, Unis und bei Veranstaltungen. Volt steht für eine transparente, pragmatische Politik ohne leere Versprechen. Wenn junge Menschen sehen, dass Politik wirklich etwas verändern kann, sind sie eher bereit, wählen zu gehen.
Welche Rolle spielt für Sie politische Kompromissbereitschaft, wo ziehen Sie die Grenzen davon?
Kompromisse gehören zur Demokratie. Ich bin bereit, mit allen demokratischen Kräften zusammenzuarbeiten, um Lösungen zu finden. Allerdings gibt es klare Grenzen: Wenn es um Grundrechte, soziale Gerechtigkeit oder den Schutz der Schwächsten in unserer Gesellschaft geht, darf es keine faulen Kompromisse geben. Die Schwächsten dürfen nicht die Verlierer politischer Deals sein.
Gibt es ein Erlebnis aus Ihrer Kindheit oder Jugend, das Ihre politische Haltung geprägt hat?
Ja, viele. Ich bin in einem Umfeld voller Unsicherheit und Gewalt aufgewachsen. Lange hatte ich das Gefühl, dass niemand hinschaut. Dass weder Schule, Jugendamt noch andere Institutionen rechtzeitig geholfen haben, hat mich tief geprägt. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass wir als Gesellschaft viel mehr tun müssen, um Kinder zu schützen. Deshalb setze ich mich mit aller Kraft dafür ein, Kinderrechte zu stärken und soziale Ungerechtigkeit zu bekämpfen.
Wenn Sie einem politischen Vorbild aus der Geschichte eine Frage stellen könnten, wer wäre es, und was würden Sie fragen?
Ich würde gerne Nelson Mandela fragen: Wie hast du es geschafft, trotz aller Ungerechtigkeiten und persönlichem Leid nie den Glauben an Veränderung zu verlieren? Sein Kampf für Gerechtigkeit, ohne Hass oder Rachegedanken, inspiriert mich sehr.
Stellen Sie sich vor: Wir schreiben das Jahr 2029. Ihre Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu und es wird ein Blick auf Ihre Arbeit im Bundestag geworfen. Mit welchem Wort oder Satz sollte diese aus Ihrer Sicht beschrieben werden?
„Er hat Politik nahbar gemacht und konkrete Veränderungen bewirkt – für Kinderrechte, Bildung und eine bessere Pflege.“

Timo Scharf, Volt Foto: Jennifer Voskuhl
13.02.2025
Wahl-O-Mat
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat auch zur diesjährigen Bundestagswahl den Wahl-O-Mat veröffentlicht. Alle 29 Parteien, die zur Wahl antreten, haben die 38 Wahl-O-Mat-Thesen beantwortet. Das Online-Tool ermöglicht den Vergleich eigener politischen Standpunkte mit den Antworten der Parteien. Es handelt sich jedoch um keine Wahlempfehlung, sondern dient lediglich als Informationsangebot über Wahlen und Politik. Er soll die politische Meinungsbildung unterstützen, ersetzt aber nicht die ausführliche Auseinandersetzung mit den Programmen und Kandidierenden der Parteien.
>>Hier geht’s zu Timo Scharfs Webseite
Hier geht’s zu den anderen Kandidierenden:
Boris Mijatovic, Bündis 90/Die Grünen