
Bundestagswahl 2025: Acht Fragen an Daniel Bettermann, SPD
Die mittendrin-Serie mit Kassels Kandidatinnen und Kandidaten zur Bundestagswahl am 23. Februar.
Welche politischen Ziele halten sie für die kommende Legislaturperiode als unverzichtbar und warum?
Wir müssen dringend mehr Geld für die kommunale Familie bereitstellen. Dort wird das Leben vor Ort gestaltet: Zur Daseinsfürsorge gehen etwa Kitas, ein gut ausgebauter ÖPNV, Kultur- und Sportangebote mit Sporthallen und Sportplätzen als Unterstützung für die Vereine und das Bereitstellen vieler sozialer Dienstleistungen.
Die Kommunen tragen bereits heute 25% der gesamtstaatlichen Kosten, erhalten von Bund und Land jedoch nur 14% erstattet, obwohl die Kommunen Aufgaben für Bund und Länder erfüllen müssen, die den Kommunen genau vorschreiben, wie sie diese Aufgaben umsetzen müssen. Dann müssen sie jedoch auch die Kosten vollumfänglich erstattet bekommen. Ansonsten bleibt immer weniger Geld in den Kommunen übrig, um die soziale Infrastruktur zu erhalten und die örtliche Gemeinschaft zu unterstützen. Da die Kommunen auch die Schule der Demokratie sind, muss hier dringend angesetzt werden.
Dann müssen wir darüber hinaus dringend in unsere Infrastruktur investieren. Das heißt zum Beispiel in die Digitalisierung weiter investieren und die Stromnetze ausbauen, damit der Strom, den die Erneuerbaren preiswert produzieren, auch dahin kommt, wo er verbraucht wird.
Dann müssen wir die Netzentgelte deckeln, damit Wirtschaft und Verbraucher von Energiekosten entlastet werden, um so unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit Jobs zu sichern und innovative Betriebe zu unterstützen.
Wie möchten Sie dabei sicherstellen, dass Ihr Wahlkreis von den bundespolitischen Entscheidungen profitiert?
Als Netzwerker bin ich in der Region mit vielen verschiedenen Akteuren aus der Wirtschaft, Vereinen und Gesellschaft vernetzt. Vor allem ist mir Zuhören wichtig, um zu wissen, wo der Schuh drückt. Diese enge Vernetzung vor Ort ist auch ganz besonders wichtig, damit die für den Wahlkreis bedeutsamen Anliegen nach Berlin getragen und dort um Lösungen im Sinne der Region gerungen werden kann.
Was bedeutet der Wahlkreis Kassel für Sie persönlich? Gibt es eine besondere Geschichte, die Sie mit der Region verbinden?
Ich bin hier zuhause, Kassel und Nordhessen ist meine Heimat. Die Stadt, in der der Herkules zusammen mit den Löwen zuhause ist, heißt für mich immer in Bewegung und im Wandel zu sein, sich bietende Chancen nutzen und diese Region nach bestem Wissen so zu gestalten, dass gute Jobs und bezahlbarer Wohnraum für alle da sind.
Die Wahlbeteiligung ist ein wichtiges Thema. Wie wollen Sie vor allem junge Leute und potenzielle Nichtwähler*innen motivieren, an der Wahl teilzunehmen?
Politik geht jede Generation an. Für junge Leute ist es wichtig, dass sie einen möglichst guten Start in das Berufsleben haben und sich von ihrem ersten Einkommen auch etwas leisten können. Wer von zuhause auszieht, braucht bezahlbaren Wohnraum. Das ist gerade in der Stadt nicht mehr so einfach. Deshalb setzen wir auf das Thema Azubi- und Studierendenwohnen. Es braucht mehr Geld, um preiswerte Wohnungen zu bauen. Und wir setzen auf einen 400€-Deckel für das WG-Zimmer.
Um meine Themen möglichst nachvollziehbar rüberzubringen, habe ich mich dazu entschieden, Videos im Socialmedia-Format einzusetzen. Darin versuche ich, komplexere Themen und meine Haltung dazu, in kurzen Statements auch über die Plattform TikTok anzubieten.
Welche Rolle spielt für Sie politische Kompromissbereitschaft, wo ziehen Sie die Grenzen davon?
Der Kompromiss ist das Wesen unserer parlamentarischen Demokratie. Es war jahrzehntelang Konsens, dass Regierung und Opposition im anständigen Wettbewerb um die besten Ideen zur Gestaltung unseres Landes stehen. Der Ton ist jedoch rauer geworden. Leider sind viele bereit, Anstand und Fairplay über Bord zu werfen, Menschen wegen ihrer Herkunft gegeneinander auszuspielen und auszugrenzen. Hass und Hetze haben sich rasant verbreitet und im politischen Umfeld ein Umfeld geebnet, dass Rechtsextreme ungeniert ihren Hass in die Mitte der Gesellschaft posaunen. Wir müssen deutlich machen, dass wir uns nicht Spalten lassen. Die demokratische Mitte steht zusammen und setzt auf ein faires Miteinander. Mir ist wichtig, eine soziale Politik zu gestalten, die niemanden zurücklässt und Chancen eröffnet und Brücken baut.
Gibt es ein Erlebnis aus Ihrer Kindheit oder Jugend, das Ihre politische Haltung geprägt hat?
Politisiert wurde ich durch die Ereignisse der deutschen Einheit. Da war ich zwar erst 9, ab da schaute ich mit meiner Mutter regelmäßig die Tagesschau. Ich wollte immer mehr über politische Ereignisse und Lösungsansätze wissen. Die Botschaft ist auch heute noch wertvoll, gerade in Ländern, in denen Unterdrückung und autoritäre Regime herrschen: Wenn viele Menschen für Freiheit einstehen, kann man die Welt bewegen und Freiheit erlangen. Das hat mich tief geprägt.
Wenn Sie einem politischen Vorbild aus der Geschichte eine Frage stellen könnten, wer wäre es, und was würden Sie fragen?
Politische Vorbilder sind für mich alle Menschen, die sich für die Gemeinschaft engagieren und einbringen, um unsere Gesellschaft zu gestalten. Sei es im Verein, in dem sie Kindern und Jugendlichen etwas beibringen oder sei es in der Kommunalpolitik, in dem sie wissen, wo den Menschen der Schuh drückt und in dem sie an Lösungen arbeiten, um vor Ort für ihre Kommune ein gutes Zuhause für alle Menschen zu gestalten. Daher würde ich vor allem fragen, was sich diese Ehrenamtlichen von der Politik wünschen, um diese sinnstiftende Aufgabe noch besser ausüben zu können.
Stellen Sie sich vor: Wir schreiben das Jahr 2029. Ihre Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu und es wird ein Blick auf ihre Arbeit im Bundestag geworfen. Mit welchem Wort oder Satz sollte diese aus ihrer Sicht beschrieben werden?
Soziale Gerechtigkeit für alle: Untere und mittlere Einkommen deutlich entlastet, Lohnniveau angehoben, Armutsrisiken verringert, kein Kind muss hungrig in die Schule und niemand wird allein gelassen. AfD unter 5%. Erneuerbare Energien versorgen das gesamte Land mit preiswertem Strom.

Daniel Bettermann, SPD, Foto: Thorsten Eschstruth
15.02.2025
Wahl-O-Mat
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat auch zur diesjährigen Bundestagswahl den Wahl-O-Mat veröffentlicht. Alle 29 Parteien, die zur Wahl antreten, haben die 38 Wahl-O-Mat-Thesen beantwortet. Das Online-Tool ermöglicht den Vergleich eigener politischen Standpunkte mit den Antworten der Parteien. Es handelt sich jedoch um keine Wahlempfehlung, sondern dient lediglich als Informationsangebot über Wahlen und Politik. Er soll die politische Meinungsbildung unterstützen, ersetzt aber nicht die ausführliche Auseinandersetzung mit den Programmen und Kandidierenden der Parteien.
>>Hier geht’s zu Daniel Bettermanns Webseite
>>Hier gehts’s zum Podcast des Radyo Kassel mit Daniel Bettermann
Hier geht’s zu den anderen Kandidierenden:
Boris Mijatovic, Bündis 90/Die Grünen