Platz der 11 Frauen, Platz der Widerstand leistenden Frauen und nun Platz der 68erinnen?
Raus aus der Unsichtbarkeit – Meilensteine der Frauenpower im Stadtbild. Ist das nun Satire oder was?
Der Platz der 11 Frauen wirft Fragen auf: Erstens müsste er heissen „Platz der elf Frauen“, denn die noch geltende Rechtschreibung fordert, dass Ziffern und Zahlen von Null bis Zwölf im Fließtext in Worten geschrieben werden. Und zweitens erschließt sich den diesen Platz Begehenden nicht unmittelbar, um welche elf Menschen mit Uterus es sich handelt. Die zahlreichen Texttafeln auf Glasscheiben mit viel Text laden auch nicht unbedingt zu intensiverer Beschäftigung mit dem Thema ein – zumal sie eher abseits des Geschehens platziert sind. Interessanter wäre es zu erfahren, was es mit dem eindrucksvollen Glasrelief auf der anderen Strassenseite auf sich hat. Auf einen erklärenden Text warten Bildung Heischende nunmehr seit Jahren.
Wer sich erinnert: Die „Grüne Banane“ als Bezeichnung für den „Annaplatz“ war’s auch nicht, und das Attribut Marktplatz wäre zumindest gegenwärtig eher vom Prinzip Hoffnung getragen.
Summa summarum: Keiner der elf Frauen wird hier wirklich Ehre und Gerechtigkeit erwiesen, kaum jemand wird sie aus dem Stand aufzählen und ihre Verdienste benennen können. Was bleibt, ist ein Wortmonster, das auch als postalische Adresse eine harte Zumutung ist.
Widerstand!
Aber die ungebremste Kreativität der Lokalpatriotinnen/en des Vorderen Westens holt bereits zum zweiten (nicht 2.) Schlag aus, um die feministische Dominanz im Viertel zu manifestieren! Der „Goethestern“ (vox populi) soll nun zum Platz der Widerstand leistenden Frauen erhoben werden. Schließlich war der Goethe niemals dort; es haben sich vielmehr ein paar vergnügte Weibsleute vor Jahrzehnten diesen Klamauk ausgedacht. (Mehr dazu in der HNA vom 3.7.23). Nun fällt einer Gruppe eilfertiger Feministinnen/en nichts besseres ein, als diesen Nonsens in den Stand der Ernsthaftigkeit zu erheben. Wer waren diese Frauen, die der Formulierung nach permanent dabei sind, Widerstand zu leisten? Oder sind es Widerstand geleistet habende Frauen? Und wenn ja, wann & warum?
Fazit: Schlicht gedacht, unüberlegt, sprachlich grenzwertig und nun auch noch abgesegnet durch die Zustimmung des Ortsbeirats. Was haben die geraucht?
Aller guten Dinge sind drei
Es kommt noch schlimmer. Aus gut vernetzten Kreisen aus dem Dunstkreis der 68er-Bewegung hört man von Plänen, den Bebelplatz umzutaufen. Basierend auf der gesicherten Annahme, dass der Vordere Westen eine Hochburg dieser Bevölkerungsgruppe ist, möchten einflussreiche Angehörige – vornehmlich sich weiblich oder fluide Lesende – diesen zentralen Ort in Platz der 68erinnen umbenennen! Wohlgemerkt: mit kleinem „i“. Die üblicherweise im Zausel-Look auftretenden Alt-68er (männlich) dürfen zwar die peruanischen Hanftaschen und blauen Mehrwegflaschen für levitiertes Wasser tragen, spielen aber intellektuell und altersbedingt eher keine Rolle.“Die sterben ja auch viel schneller weg,“ wie eine Dame mit asymmetrischer Frisur und seitlichem, grellrotem Hennazopf anmerkt. „Wir wollen hier dauerhaft daran erinnern, welchen enormen Einfluss der weibliche Teil unserer Alterskohorte auf die Überwindung des reaktionären Nachkriegsspießertums hat!“ betont sie und erläutert: „Ohne unsere Küchenbrigaden wären die meisten Widerstandsaktionen damals schon im Ansatz gescheitert!“ Wobei Linseneintopf mit Schweinespeck heute natürlich auf dem Index steht. Heute ernährt frau sich mit Grün aus dem eigenen Schrebergarten und feinstofflich angereicherten Sojaprodukten mit linksdrehenden Chakren.
Sollte es so weit kommen, dann sind wohl die Tage der am Bebelplatz ansässigen Gluten- und Glutamat-verseuchten Gastronomiebetriebe gezählt. Es sei denn, die Enkel der 68er wenden das Blatt in guter alter Protesttradition und kontern das Projekt mit Mettigel-Wettbewerb, Apfelkorn-Tasting und Mohrenkopf-Weitwurf. Schlaghosen sind auch schon wieder im Kommen!
09.07.2023
Autor:
Wolfgang Ehle, 75, ist begeisterter und engagierter Westend-Bewohner. Er war über 25 Jahre selbständiger Werbeberater, Texter und Übersetzer in der Agenturmetropole Frankfurt. Schwerpunkte Finanz- und Tourismusmarketing. Parallel dazu und heute engagiert in der Lokalpolitik und der Flüchtlingshilfe.